Coaching-Mobil – Coaching

Seit Juni dieses Jahres habe ich mich intensiv mit dem Ausbau meines neuen alten Wohnmobils beschäftigt. Es ist ein Raum, in dem ich Gespräche führe – mit Menschen, die sich in Umbrüchen befinden, Orientierung suchen oder sich auf schwierige Kommunikationssituationen vorbereiten. Gespräche, die nicht selten ein hohes Konfliktpotenzial in sich tragen. Doch bevor ich anderen zur Verfügung stehen kann, brauche auch ich einen Ort, von dem aus ich ressourcenreich agieren und interagieren kann. Für mich ist dieser Ort nicht statisch – er ist in Bewegung. Deshalb ist das Coaching in Motion für mich zugleich Mind in Motion.

In den vergangenen Jahren ist die Frage nach der inneren Vorbereitung zu einem festen Bestandteil meiner Arbeit mit Klientinnen und Klienten geworden. Ob im Vorfeld schwieriger Gespräche oder bei der Gestaltung kommunikativer Rollen – die bewusste Vorbereitung zeigt Wirkung. Dabei hat sich herausgestellt, dass Vorbereitung mehr ist als Planung: Sie ist eine Haltung. Eine Haltung, die anspruchsvolle Dialoge auf eine tiefere Weise möglich macht.

Ein sorgfältig gestalteter Raum

Das ist Ausdruck dieser Haltung. Besonders eindrücklich war es, als mich einige Führungskräfte und Manager auf dem Campingplatz in Köln aufsuchten – mitten in der heißen Phase eines Merger-Prozesses. Sie entschieden sich bewusst für diese entschleunigte Umgebung, um sich mental und kommunikativ begleiten zu lassen. Dort, wo Menschen langsamer laufen, langsamer sprechen und achtsamer aufeinander achten, entstanden Räume der Reflexion und der Entwicklung. Diese Erfahrungen haben mich tief berührt. Sie zeigen: Atmosphäre wirkt – und zwar weit über die Worte hinaus.

Es ist eine Geste, wenn Kaffee von Hand aufgebrüht wird. Ein Signal, wenn Licht, Strom und Stauraum nicht zufällig vorhanden sind, sondern bewusst gestaltet wurden. Solche Details strukturieren Wahrnehmung, erzeugen Atmosphäre und wirken auf beide Seiten eines Gesprächs zurück.

Architekturtheoretische und soziologische Studien (vgl. Zumthor, 2006; Golembiewski, 2010) belegen, dass Räume das Verhalten und die Kommunikationsqualität beeinflussen können. Räume funktionieren nicht nur – sie wirken. Sie laden ein oder grenzen aus, fördern Offenheit oder Rückzug.

Diese Wirkung beobachte ich auch in meinen Coachings. Wenn der Raum sichtbar mit Sorgfalt vorbereitet wurde, verändert sich die Gesprächsqualität. Das gilt für physische Räume wie das Coaching-Mobil ebenso wie für digitale Settings. Auch dort achte ich auf Atmosphäre: Sichtbare Gestik, Blickkontakt auf Augenhöhe und der Griff zur Kaffeetasse schaffen Vertrautheit. In meinen Trainings empfehle ich, genau auf diese Elemente zu achten – denn auch im zweidimensionalen Raum gilt: Haltung wirkt.

Chadō in Shōgun (James Clavell)

Eine solche Haltung spiegelt sich eindrucksvoll in der japanischen Teezeremonie (Chadō) wider, wie sie James Clavell in seinem Roman "Shōgun" beschreibt. Besonders eindrücklich ist eine Szene, in der ein Samurai – Toranaga – für seine Frau eine Teezeremonie vorbereitet. Ohne Worte, aber mit präzisen Gesten, macht er eine tiefe Zuwendung sichtbar. Der Konflikt zwischen den beiden wird nicht ausgesprochen – er wird gerahmt. In Form, Bewegung und Aufmerksamkeit. Und diese Form wirkt.

Die Architektur des Teehauses zwingt zur Achtsamkeit: Wer es betritt, muss sich verbeugen. Jeder Schritt ist bedacht. Die Vorbereitung ist Teil des Kontakts. Der Raum verändert den Körper, der Körper verändert das innere Erleben. Genau das macht den Unterschied. Der Konflikt bleibt bestehen – aber er wird in ein Medium übertragen, das ihn bearbeitbar macht.

Solche Rituale strukturieren nicht nur Abläufe, sondern auch innere Zustände. Sie wirken wie ein stilles Signal: Hier ist Raum. Hier wurde sich vorbereitet. Hier darf etwas Wichtiges passieren.

Sprachmodelle als Reflexionspartner

Auch in der digitalen Arbeit nutze ich mittlerweile KI-gestützte Sprachmodelle als Reflexionspartner. Ich lasse mich befragen, spiele Formulierungen durch, erkunde Varianten. Das Ziel ist nicht Automatisierung, sondern Verlangsamung. Nicht Perfektion, sondern Klarheit. In meinen Coachings vermittle ich diesen Zugang weiter – etwa mit einfachen Formaten wie dem Sandwich-Feedback, das sich wunderbar im Chat mit einem Sprachmodell erproben lässt. Ein Beispiel: "Wir haben jetzt eine Weile zusammengearbeitet – was an meinen Arbeitsanweisungen war hilfreich für dich? Was könnte ich noch besser machen? Wohin führt uns das?" Diese Fragen laden zur gemeinsamen Reflexion ein und eröffnen einen digitalen Raum der Zuwendung.

Beim Ausbau meines Coaching-Mobils war KI ebenfalls im Spiel – und zwar überraschend direkt. Ursprünglich hatte ich vor, viele Arbeiten von Fachleuten in einer Werkstatt erledigen zu lassen. Doch wie viele wissen, ist es heute gar nicht so einfach, kurzfristig einen Termin in einer geeigneten Werkstatt zu bekommen. Also habe ich umgedacht: Kann ich, wenn ich die richtigen Fragen stelle und passende Hinweise gebe, mich anleiten lassen und vieles selbst umsetzen? Ich beschrieb meine Vorhaben, ließ mir Materialien und Vorgehensweisen vorschlagen – und begann, Dinge selbst umzusetzen. Dabei war die KI nicht Technikersatz, sondern eine verlässliche, strukturierende Begleiterin beim Denken.

Vielleicht liegt die eigentliche Stärke solcher Tools nicht im Lösen von Aufgaben, sondern im Einladen zur Reflexion. Haltung lässt sich nicht digitalisieren – aber sie lässt sich vorbereiten. Und manchmal hilft eine KI dabei, genau das zu tun.

Wenn wir Gespräche nicht nur als Mittel zur Klärung, sondern als Form der Zuwendung begreifen, entstehen neue Anforderungen: an Sprache, an Raum, an Haltung. Rituale können uns dabei helfen.

Kaffeerituale: Die Kunst der bewussten Zuwendung

Ob eine Teeschale in Kyoto oder eine Kaffeetasse im Coaching-Mobil – entscheidend ist die Absicht, mit der sie gereicht wird. Ohne jetzt zu sehr ins Schwärmen zu geraten: Es hat viele Jahre gedauert, bis ich meine persönliche Kaffeemischung gefunden hatte.

Heute beziehe ich meine Bohnen von Kaffee Cultur und stelle mir meine eigene Mischung aus drei Sorten zusammen – zu gleichen Teilen 25 %, 25 % und 50 %. Das genaue Geheimnis dieser Kombination lüfte ich gerne für alle, die Lust haben, mich darauf anzusprechen oder mich sogar persönlich zu besuchen. Ab Juli bin ich wieder mit dem Coaching-Mobil unterwegs – und der frisch aufgebrühte Kaffee ist dabei nicht nur Begleiter, sondern Teil meiner Haltung.

Diese bewusst gewählte Zubereitung ist für mich mehr als nur Geschmack – sie gehört zur Vorbereitung und zur inneren Ausrichtung, mit der ich einem Gespräch begegne.

Genauso wie ich meinen Klientinnen und Klienten empfehle, sich mit kleinen, achtsamen Ritualen innerlich einzustimmen, praktiziere ich es selbst als tägliche Übung: ein paar ruhige Atemzüge, das bewusste Aufgießen des Kaffees, der Duft, das Halten der warmen Tasse. All das verankert mich im Moment und schafft Klarheit. Für mich gehört das zu einem idealen Zustand – einem inneren Ort, von dem aus ich ressourcenreich agieren und interagieren kann. Und für mich ist dieser Zustand in Bewegung erreichbar. Deshalb ist Coaching in Motion auch immer Mind in Motion.

Das Gespräch für den Moment

Es muss dabei nicht immer Kaffee sein – auch das Öffnen eines Fensters, das bewusste Ordnen eines Arbeitsplatzes oder das Schreiben eines kurzen Satzes an sich selbst kann ausreichen, um präsent zu werden. Manche gestalten kleine Rituale beim Spazierengehen, zünden eine Kerze an oder hören ein bestimmtes Musikstück, um sich einzustimmen. Andere schreiben morgens drei Gedanken auf, gießen langsam eine Pflanze oder räumen gezielt eine Schublade auf. Entscheidend ist die Intention: sich selbst auf Empfang zu schalten – für den anderen, für das Gespräch, für den Moment.