Die drei Wahrnehmungspositionen im NLP helfen, Perspektiven zu wechseln: die eigene Sichtweise zu reflektieren, die Welt durch die Augen anderer zu sehen und Situationen neutral zu betrachten. Diese Ansätze fördern Empathie, Vertrauen und konstruktive Kommunikation in Führung, Vertrieb und im Umgang mit KI.
Wahrnehmungspositionen zwischen Selbstbild, Fremdbild und Maschinenblick
Einleitung
Vielleicht kennst du das: ein Gespräch, das festgefahren scheint. Du erklärst, argumentierst – doch dein Gegenüber reagiert zurückhaltend oder abwehrend. In solchen Momenten frage ich mich oft: Was nimmt die andere Person wahr, das mir verborgen bleibt? In meiner Arbeit als Coach habe ich gelernt, dass die Lösung oft in einem Perspektivwechsel liegt.
Das Neurolinguistische Programmieren (NLP) bietet hierfür ein kraftvolles Werkzeug: die drei Wahrnehmungspositionen. Sie laden dich dazu ein, die Welt durch die Augen eines anderen Menschen zu sehen, deine eigene Haltung zu reflektieren oder eine Situation neutral zu betrachten.
In diesem Artikel zeige ich dir, wie du die Wahrnehmungspositionen in Führung und Verkauf nutzen kannst, um Vertrauen aufzubauen und Konflikte zu lösen. Wir werden auch erkunden, wie sie dir helfen können, präzisere Antworten von Sprachmodellen wie Grok oder ChatGPT zu erhalten. Unterstützt durch aktuelle Forschung lade ich dich ein, die Kunst des Perspektivwechsels zu entdecken – und zu erleben, wie sie deine Kommunikation verändern kann.
Die erste Position: Aus deiner eigenen Welt heraus kommunizieren
Ein persönlicher Zugang
In einem Workshop fragte mich einmal eine Führungskraft: „Warum reagieren meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so abwehrend, obwohl ich klar kommuniziere?“ Ich wurde nach dem „Warum“ gefragt – eine typisch analytisch orientierte Fragestellung. Ich erklärte zunächst den Unterschied zwischen einer analytisch orientierten und einer sachlich oder prozessorientierten Fragestellung. Der erste hilfreiche Perspektivwechsel in solchen Fällen ist der Wechsel von Analyse und Interpretation hin zur Beobachtung. Statt etwa die Frage „Warum wirkt mein Kollege immer so abweisend?“ mit eigenen Deutungen zu füllen, wird der Fokus auf das konkrete Verhalten gelenkt: „Wie genau schaut er, wenn ich spreche? Was sagt er, in welchem Tonfall?“ Dadurch entsteht eine beobachtbare Grundlage, auf der sich Gespräche konstruktiver und lösungsorientierter führen lassen. Statt also nach dem „Warum“, „Wieso“ oder „Weshalb“ zu fragen – Fragen, die meist vergangenheitsbezogen und bewertend sind –, lenkten wir den Fokus auf Fragen wie: „Was passiert konkret? Wie genau äußert sich das Verhalten? Womit werden bestimmte Gefühle ausgelöst?“
Ich bat sie daher, die Situation aus ihrer Perspektive zu beschreiben: Was sah sie, was hörte sie, was fühlte sie? Ihre Antwort war detailliert, aber stark geprägt von Frustration – sie schilderte vor allem jene Erfahrungen und Beobachtungen, die sie als destruktiv und negativ wahrgenommen hatte. In solchen Fällen empfehle ich, zusätzlich auch die Perspektive möglicher Lernerfahrungen einzunehmen – also zu fragen: Was habe ich daraus gelernt? Was hat funktioniert? Wenn möglich, ermutige ich auch dazu, positive Erfahrungen mit einzubeziehen. Diese ganzheitliche Betrachtung hilft, ein vollständigeres Bild zu erhalten, das nicht nur das eigene Erleben abbildet, sondern auch Potenziale für Entwicklung sichtbar macht.
Indem destruktive Erfahrungen mit Lernerfahrungen und positiven Elementen ergänzt werden, lassen sich emotionale Blockaden oft schneller lösen. In meiner Geometrie der Gesprächsführung spreche ich in diesem Zusammenhang von der konstruktiven Aufbereitung von Vergangenheitswerten und Erfahrungswerten. Eine einfache Struktur zur Selbstreflexion besteht aus drei Fragen: Was waren deine negativen Erfahrungen? Was hast du dabei gelernt? Und: Was waren deine positiven Erfahrungen? Diese Abfolge unterstützt dabei, schwierige Erlebnisse nicht nur emotional zu verarbeiten, sondern auch strukturiert für die eigene Entwicklung nutzbar zu machen.
Das eröffnet Raum für produktivere Gespräche, weil das Gegenüber nicht ausschließlich als Problemquelle, sondern auch als Lern- und Beziehungspartner wahrgenommen werden kann. Das ist typisch für die erste Position: Du bist tief in deiner eigenen Erfahrung – doch manchmal blind für andere Blickwinkel.
Die erste Position ist dein Ausgangspunkt. Du siehst die Welt durch deine Augen, hörst mit deinen Ohren und spürst deine Gefühle. Hier bist du authentisch, aber auch eingeschränkt, da du Beschreibung und Bewertung, Beobachtung und Interpretation nicht trennst. In meiner Arbeit vermittle ich, wie wichtig es ist, diese Position bewusst wahrzunehmen, bevor du zu anderen Perspektiven wechselst.
Anwendung in Führung und Vertrieb
In der Führung ist die erste Position essenziell, um deine Haltung und Werte klarzumachen. Wenn du ein Teammeeting leitest, vermittelst du deine Vision aus dieser Position – mit Überzeugung und Präsenz. Typische interne Sprachmuster in dieser Position sind Aussagen wie: „Ich weiß, was für uns am besten ist“, „Ich habe den Eindruck, dass …“ oder „So sehe ich das.“ Solche Formulierungen wirken oft eindeutig und überzeugend aus Sicht der Führungskraft, können im Team jedoch auch als übergriffig oder wenig anschlussfähig interpretiert werden. Sie vermitteln das Gefühl, dass Meinungen bereits feststehen und wenig Raum für andere Perspektiven bleibt – was auf Dauer demotivierend wirken und die Bereitschaft zum offenen Dialog verringern kann. Deshalb ist es wichtig, die eigene Position bewusst zu reflektieren und mit anderen Sichtweisen in Beziehung zu setzen, um Anschlussfähigkeit zu ermöglichen.
Eine Führungskraft, die nur aus der ersten Position agiert, wirkt oft autoritär oder distanziert. Mit einem kleinen Augenzwinkern bemerke ich häufig in meinen Workshops, dass manche versuchen, diese Ich-Perspektive durch ein taktisches „Wir“ zu kaschieren – etwa mit Sätzen wie „Wir glauben, dass …“, obwohl es sich eigentlich um eine persönliche Meinung handelt. Das mag diplomatisch klingen, ändert aber nichts daran, dass die Perspektive intern meist ganz klar die erste bleibt.
Im Vertrieb nutzt du die erste Position, um deine Überzeugung für ein Produkt zu zeigen. Deine Begeisterung ist ansteckend – doch ohne Empathie für die Kundin oder den Kunden bleibt sie wirkungslos. Stell dir vor, du präsentierst ein Angebot und sagst dabei innerlich: „Ich weiß, dass dieses Produkt großartig ist“, oder: „Ich bin überzeugt, dass das genau das Richtige ist“, oder auch: „Ich würde es selbst sofort kaufen.“ Diese Art der internen Präsentation zeigt eine starke intrinsische Bindung an das Angebot – was im Verkauf sehr überzeugend wirken kann. Gleichzeitig birgt sie die Gefahr, dass unterschiedliche Kundenbedürfnisse übersehen werden, insbesondere wenn die eigene Begeisterung nicht mehr in Beziehung zum tatsächlichen Bedarf des Gegenübers gesetzt wird. In solchen Fällen kann eine zu starke Fokussierung auf das eigene Empfinden sogar zu Gesprächsblockaden führen, weil sich die Kundin oder der Kunde nicht verstanden fühlt. Deine klare Argumentation (1. Position) ist also nur dann wirklich überzeugend, wenn sie auf die tatsächlichen Bedürfnisse und Fragen der Kundin oder des Kunden abgestimmt ist.
Transfer zu KI-Kommunikation
Wenn du mit einem Sprachmodell wie Grok interagierst, formulierst du Prompts oft aus der ersten Position. Ein Beispiel wäre: „Ich bin Vertriebsleiterin und möchte lernen, wie ich empathisch auf Kundeneinwände reagiere.“ Oder: „Als Führungskraft frage ich mich, wie ich ein Feedbackgespräch eröffnen kann, das gleichzeitig klar und mitfühlend ist.“ Diese Formulierungen sind immer noch aus der Ich-Perspektive, machen aber die Rolle und die situative Perspektive deutlich.
Kontextbezogene Prompts in der KI-Kommunikation
Aktuelle Studien zeigen, dass präzise und kontextbezogene Prompts die Antwortqualität deutlich steigern (MaibornWolff, 2024). Die Analyse von MaibornWolff bezieht sich insbesondere auf den praktischen Einsatz von Transformer-Architekturen in dialogbasierten Assistenzsystemen. Dabei zeigt sich, dass Sprachmodelle dann besonders zielgerichtet und differenziert antworten, wenn sie in einen klaren situativen Kontext eingebettet werden. Ein Prompt wie „Ich bin Führungskraft in einem mittelständischen Unternehmen und suche nach einer Möglichkeit, ein kritisches Feedback empathisch zu formulieren“ führt nachweislich zu relevanteren, situationsspezifischeren Antworten als allgemeine Anfragen. Auch bei technischen Themen verbessert sich die Qualität der Ausgabe, wenn das Sprachmodell versteht, aus welcher Rolle und mit welchem Ziel die Frage gestellt wird. So spiegelt die Antwort besser deine tatsächlichen Bedürfnisse wider – sowohl inhaltlich als auch im Tonfall.
Forschungseinblick
Forschung zur Führungskommunikation (prmagazin, Dez. 2024/Jan. 2025) betont, dass authentische Kommunikation – ein Merkmal der ersten Position – Vertrauen schafft, aber mit Empathie kombiniert werden muss. Die Studie beschreibt, wie Kommunikation in Führungssituationen nicht nur auf Klarheit und Präsenz beruht, sondern insbesondere dann wirksam wird, wenn Führungskräfte in der Lage sind, ihre eigene Perspektive zu reflektieren und zugleich offen für die Wahrnehmung anderer sind.
Dabei wird auch aufgezeigt, dass rein sachorientierte oder rein ich-bezogene Kommunikation oft als distanziert oder unpersönlich erlebt wird. Sprachlich äußert sich das beispielsweise in Formulierungen wie: „Ich will hier jetzt einfach Klartext reden“, „Mir geht es um Fakten, nicht um Gefühle“ oder „Ich habe das schon immer so gemacht“ – Sätze, die stark aus der eigenen Innenwelt argumentieren, aber wenig Anschluss an die Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner bieten. Die Forschenden plädieren deshalb für eine Kombination aus persönlicher Haltung und empathischer Anschlussfähigkeit. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, die erste Position mit den anderen zu verbinden.
Wie oft nimmst du bewusst deine eigene Perspektive ein, bevor du ein Gespräch beginnst? Was sagt deine Perspektive über dein Ziel in diesem Gespräch aus? Probiere es aus: Beschreibe vor deinem nächsten Meeting, was du siehst, hörst und fühlst. Es wird dir helfen, deine Haltung zu klären – und den Weg für andere Perspektiven zu öffnen.
Die zweite Position: Die Welt durch die Augen eines anderen sehen
Ein persönlicher Zugang
Vor kurzem begleitete ich ein Verkaufsteam, das sich auf einen zweiten Termin mit einem wichtigen Kunden vorbereitete. Beim ersten Treffen war die Stimmung angespannt gewesen – der Kunde hatte abweisend gewirkt. Während der Vorbereitung sprach ein Verkäufer dies an und meinte, der Kunde sei offensichtlich nicht interessiert. Ich fragte ihn: „Woran genau erkennst du das?“ Er beschrieb daraufhin die Körperhaltung, Mimik und Gestik des Kunden – interpretierte diese jedoch bereits stark in Richtung Ablehnung.
Ich bat ihn dann, zu überlegen, was der Kunde wohl im selben Moment von ihm gesehen hatte. Diese Frage führte zu einem spontanen Lachen, denn ihm wurde klar, dass auch er keine besonders offene oder einladende Körpersprache gezeigt hatte. Dieses wechselseitige Erkennen kann ein Wendepunkt sein: Es öffnet den Raum für mehr Offenheit, weil beide Seiten nicht nur ihr eigenes Verhalten, sondern auch ihre Wirkung aufeinander wahrnehmen. Gleichzeitig fördert es einen echten Perspektivwechsel – weg von vorschnellen Urteilen hin zu einer gemeinsamen Betrachtung des Erlebten. In der Folge entsteht häufig mehr Leichtigkeit, gegenseitiges Verständnis und eine Grundlage für konstruktive Kommunikation. Dieses Bewusstsein unterstützt dich nicht nur dabei, dich empathischer auf das Gespräch vorzubereiten, sondern schützt dich auch währenddessen vor voreiligen Schlüssen.
Beobachten statt interpretieren
Die zweite Position ist die Kunst der Empathie. Du nimmst die Perspektive einer anderen Person ein – als würdest du durch ihre Augen sehen und mit ihren Ohren hören. Dabei ist es entscheidend zu erkennen, dass unsere Interpretationen oft auf Annahmen beruhen. Wenn jemand beispielsweise die Arme vor der Brust verschränkt, kann das schlicht daran liegen, dass der Stuhl keine Armlehnen hat. Oder wenn jemand die Stirn runzelt und den Kopf leicht senkt, bedeutet das nicht zwangsläufig Ablehnung – vielleicht hat die Person gerade bemerkt, dass sie ihre Frühstücksdose zu Hause vergessen hat. Diese kleinen Beispiele zeigen, wie schnell wir Bedeutungen zuschreiben, ohne die tatsächliche Situation des anderen wirklich zu kennen. Genau hier beginnt Empathie: nicht indem du vorschnell urteilst, sondern indem du innehältst und dich im achtsamen Beobachten übst.
Anwendung in Führung und Vertrieb
In der Führung ist die zweite Position ein Schlüssel zu motivierenden Gesprächen. Stell dir vor, eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter wirkt unzufrieden. In solchen Situationen ist es hilfreich, die zweite Position einzunehmen und sich zu fragen: „Was nimmt sie oder er wahr?“ Doch was jemand anderes fühlt, können wir nicht oder nur sehr vage ermitteln. Daher lohnt es sich, diese Perspektive präziser zu fassen. Statt zu mutmaßen, kannst du dich fragen: „Was sieht und hört die Person konkret?“ „Welche Worte verwende ich, und in welchem Tonfall spreche ich?“ Diese Fragen lenken den Fokus auf das, was beobachtbar ist, und darauf, wie du deine Sprache und Körpersprache bewusst auf dein Gegenüber abstimmen kannst.
Du kannst diesen Zugang nutzen, indem du dir klarmachst, wie deine Worte und deine Körpersprache auf andere wirken. Wenn du in Gesprächen gezielt darauf achtest, wie du klingst und welche Signale du aussendest, und deine Ansprache entsprechend anpasst, entsteht oft ein Dialog, der gegenseitiges Verständnis fördert und den Weg für konstruktive Lösungen öffnet.
Im Vertrieb ist die zweite Position unverzichtbar, um die Bedürfnisse von Kundinnen und Kunden zu erkennen. Wenn eine Kundin oder ein Kunde zögert, frage dich nicht vorschnell: „Was fühlt sie oder er wohl?“, sondern beobachte, was tatsächlich gesagt wird, wie es gesagt wird und welche Körpersprache erkennbar ist. Ein zentraler Leitgedanke der zweiten Position ist der Unterschied zwischen Interpretation und Beobachtung. Statt zu interpretieren, lohnt es sich, bewusst zu beschreiben: „Was sehe und höre ich konkret?“ Ein klassisches Beispiel für eine vorschnelle Interpretation ist die Formulierung: „Also mit anderen Worten …“ – eine Wendung, die oft gut gemeint ist, aber auf der Beziehungsebene problematisch wirken kann. Denn sie suggeriert schnell, dass das Gesagte des Gegenübers nicht klar genug war und nun vom Sprecher „übersetzt“ werden müsse. Das kann als Bevormundung oder Korrektur empfunden werden und damit Distanz erzeugen, statt Verbindung zu schaffen. Kongruenter zur zweiten Position wäre: „Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann …“ – das signalisiert den Versuch, die andere Person wirklich verstehen zu wollen. Ein Verkäufer oder eine Verkäuferin, der bzw. die diese Haltung einnimmt, kann gezielter auf Einwände eingehen und Vertrauen aufbauen.
Transfer zur KI-Kommunikation
Die zweite Position kann auch deine Interaktionen mit Sprachmodellen verbessern. Dabei solltest du dir bewusst machen, welchen Zweck dein Prompt erfüllen soll: Möchtest du eine Interpretationshilfe – also, dass die KI dir hilft, das Verhalten oder die Reaktion eines anderen Menschen zu deuten? Oder suchst du Unterstützung für eine möglichst kongruente, empathische Kommunikation – zum Beispiel im Stil oder Tonfall?
Stell dir vor, du bist die Empfängerin oder der Empfänger der Antwort: „Wie würde eine skeptische Kundin oder ein skeptischer Kunde diese Erklärung wahrnehmen?“ Ein Prompt wie: „Formuliere einige Möglichkeiten, mit denen ich eine Kundin ansprechen kann. Ich gehe davon aus, dass ich sie irritiert habe und es mir nicht gelungen ist, mich verständlich zu machen“ – führt zu zielgerichteten Fragen und empathischen Formulierungsvorschlägen.
Forschungseinblick: Kontext schafft Qualität
Studien zu Transformer-Architekturen (MaibornWolff, 2024) zeigen, dass LLMs semantische Nuancen erkennen können, wenn der Prompt kontextuell präzise ist. Die Analyse legt nahe, dass Sprachmodelle besonders gute Ergebnisse liefern, wenn die Frage oder Aufgabe möglichst genau beschreibt, aus welcher Rolle und in welchem Zusammenhang sie gestellt wird. Das gilt nicht nur im Vertrieb, sondern ebenso in Coaching- oder Beratungssituationen. Wenn du zum Beispiel als Coach einen Prompt formulierst, kann es hilfreich sein zu schreiben: „Ich begleite eine Klientin, die Schwierigkeiten hat, Entscheidungen zu treffen. Welche Fragen kann ich ihr stellen, um ihre Perspektive zu erweitern?“ Dadurch kann die KI gezielter auf deine Absicht reagieren und eine hilfreiche Antwort liefern.
Auch im Unternehmenskontext führt ein präziser Prompt zu deutlich besseren Resultaten. Statt nur zu fragen: „Wie kann ich empathisch reagieren?“, ist es sinnvoller zu sagen: „Ich bin Teamleiterin und hatte gestern ein schwieriges Gespräch mit einem Mitarbeiter, der frustriert wirkte. Wie kann ich heute in einem kurzen Folgegespräch empathisch auf ihn eingehen?“ Solche konkreten Prompts helfen dem Modell, deine Absicht besser zu verstehen – und passende, hilfreiche Antworten zu geben. Ganz gleich, ob du eine Interpretationshilfe suchst oder Unterstützung für eine klare und einfühlsame Kommunikation.
Vielen Dank für diesen letzten Abschnitt deines Artikels. Auch dieser Teil ist gut strukturiert, lebendig geschrieben und klar im Ton. Ich habe deinen Text lektoriert – sprachlich feinjustiert, stilistisch geglättet und inhaltlich nichts Wesentliches verändert, da du bereits sehr präzise arbeitest. Wie zuvor habe ich die ausgeschriebene Genderformbeibehalten.
Die dritte Position: Die Situation neutral betrachten
Ein persönlicher Zugang
In einem Teamworkshop, den ich leitete, gerieten zwei Kollegen in einen hitzigen Streit. Beide waren in ihrer ersten Position gefangen – überzeugt von ihrer Sichtweise. Ich bat sie, die Situation aus der dritten Position zu betrachten: „Was sehen Sie, wenn Sie das Gespräch von außen beobachten?“ Plötzlich erkannten sie Muster – und fanden eine Lösung.
In der anschließenden Reflexion gingen wir einen Schritt weiter: Wir sprachen darüber, welche inneren Bilder und Stimmen in den Köpfen der beiden präsent waren – etwa, ob sie sich bestimmte Szenen vorgestellt hatten oder ob eine innere Stimme ihnen sagte, wie sie sich verhalten sollten. Solche inneren Erfahrungen bestehen aus sogenannten Submodalitäten: kleinen Details unserer inneren Vorstellung – wie etwa die Farbe, Größe oder Bewegung eines inneren Bildes oder der Tonfall einer inneren Stimme. Wenn man sich dieser Elemente bewusst wird, kann man besser verstehen, warum bestimmte Gefühle im Gespräch entstehen – und wie man sie durch kleine Veränderungen positiv beeinflussen kann. So entsteht mehr Spielraum, um Gespräche angenehmer und gelassener zu gestalten.
Die dritte Position ist wie ein Regisseur, der die Szene ohne Bewertung analysiert. Du trittst zurück, öffnest deine Sinne und betrachtest die Situation neutral. In meiner Arbeit ist dies oft der Moment, in dem Klarheit entsteht.
Anwendung in Führung und Vertrieb
In der Führung hilft die dritte Position, Konflikte zu entschärfen und Entscheidungen zu reflektieren. Stell dir vor, du leitest ein Projekt, das ins Stocken gerät. Anstatt dich in Details zu verlieren (1. Position) oder die Perspektive eines Teammitglieds einzunehmen (2. Position), frage dich: „Was zeigt die Situation objektiv? Welche Muster gibt es?“ Eine Führungskraft, die ich begleitete, nutzte die dritte Position, um eine Teamkrise zu analysieren. Durch diese Distanz fand sie einen neuen Ansatz, der das Team vereinte.
Im Vertrieb ist die dritte Position nützlich, um Strategien zu optimieren. Nach einem missglückten Gespräch kannst du dir lösungsorientierte Fragen stellen wie: „Was war hilfreich, auch wenn es insgesamt nicht zum Erfolg geführt hat?“, „Welche Reaktion der Kundin oder des Kunden gibt mir Hinweise auf ihre oder seine wahren Bedürfnisse?“ oder: „Was möchte ich beim nächsten Mal anders machen, um besser auf mein Gegenüber eingehen zu können?“ Diese Art der Reflexion unterstützt nicht nur die Analyse, sondern lenkt den Blick aktiv in Richtung Entwicklung und Verbesserung.
Transfer zur KI-Kommunikation
Die dritte Position ist ideal, um Antworten von Sprachmodellen mit etwas Abstand und neutralem Blick zu analysieren. Statt dich über eine unpassende Antwort zu ärgern oder sie direkt zu bewerten, kannst du aus der Beobachterperspektive fragen: „Wie ist diese Antwort aufgebaut? Was fehlt – inhaltlich oder im Ton? Und was sagt das über meinen ursprünglichen Prompt aus?“
Ein Beispiel: Ein unspezifischer Prompt wie „Erkläre mir Kommunikation“ ist oft zu allgemein, um eine wirklich hilfreiche Antwort zu erzeugen. Aus der dritten Position heraus kannst du die Situation hinter dem Wunsch reflektieren und deinen Prompt entsprechend verfeinern. Du könntest dann schreiben: „Ich bereite mich als Führungskraft auf ein Gespräch mit einem Teammitglied vor, das sich seit einiger Zeit zurückzieht. Formuliere bitte drei unterschiedliche Möglichkeiten, wie ich dieses Gespräch einfühlsam und offen beginnen kann.“
So nutzt du die dritte Position nicht nur zur nüchternen Analyse, sondern auch als kreativen Ausgangspunkt, um deine Kommunikation mit der KI zu verbessern.
Studien zu sogenannten reasoning models wie OpenAI o1 (2024) zeigen, dass gerade durch sogenannte iterative Prompt-Verfeinerungen die Qualität und Relevanz der KI-Antworten deutlich steigt. Das bedeutet, dass du deine Fragen an die KI schrittweise verbessern kannst: Du stellst zunächst eine erste Frage, bewertest die erhaltene Antwort und passt daraufhin deinen Prompt gezielt an – etwa indem du ihn präzisierst, konkretere Kontexte hinzufügst oder einen anderen Tonfall wählst. Dieser Prozess kann mehrfach wiederholt werden und führt dazu, dass das Modell deine Absicht besser versteht und dir gezieltere, hilfreichere Antworten liefert.
Nimm dir nach deinem nächsten Gespräch fünf Minuten Zeit, um die dritte Position einzunehmen. Frage dich: „Was war die Dynamik? Was hätte anders laufen können?“ Diese Reflexion wird deine Kommunikation präziser machen.
Nachwort: Perspektivwechsel als Zukunftskompetenz
Die drei Wahrnehmungspositionen sind mehr als ein Kommunikationstool – sie sind eine Haltung. In einer Welt, in der menschliche und maschinelle Dialoge zunehmend verschmelzen, wird die Fähigkeit, Perspektiven zu wechseln, zur Schlüsselkompetenz. Ob du ein Team führst, mit Kundinnen und Kunden verhandelst oder mit einem Sprachmodell interagierst: Die Kunst, zwischen Nähe, Empathie und Distanz zu navigieren, schafft Verbindung und Klarheit.
Aktuelle Entwicklungen – etwa die Nutzung großer Sprachmodelle (LLMs) in der Weiterbildung – zeigen, wie Perspektivwechsel auch in digitalen Kontexten trainiert werden kann. Gleichzeitig stellt sich zunehmend die Frage, wie Begriffe wie Autorschaft, Haltung und Beziehung in der Kommunikation mit Künstlicher Intelligenz neu zu denken sind. Der Blogbeitrag zur Definition von Autorschaft im Zeitalter der KI verdeutlicht, dass es nicht nur darum geht, Inhalte zu erzeugen, sondern Verantwortung für das zu übernehmen, was gesagt wird – unabhängig davon, ob ein Text von einem Menschen oder einem Modell formuliert wurde. Die Wahrnehmungspositionen helfen uns dabei, KI nicht nur als Werkzeug, sondern auch als Gesprächspartner zu begreifen – als ein Gegenüber, dessen Antworten bewusst interpretiert und in einen Beziehungskontext eingebettet werden müssen. Kommunikation bleibt damit – ob mit Mensch oder Maschine – ein Prozess der Beziehungsgestaltung, der Präsenz, Empathie und Reflexionsfähigkeit erfordert.
Ich lade dich ein, die drei Positionen selbst auszuprobieren. Vielleicht beginnst du mit einer kleinen Übung: Wähle eine vergangene Kommunikationssituation und durchlebe sie nacheinander aus allen drei Positionen. Was entdeckst du? Die Antwort könnte dich überraschen – und deine nächste Begegnung verändern.