Ein erfolgreicher Erstkontakt erfordert vier Phasen: gründliche Recherche zur Vorbereitung, einen einprägsamen Eröffnungssatz, die Schaffung eines Dialogs und das Angebot eines nächsten Schrittes. Ehrliches Lob und kreative Ansätze helfen, das Gespräch aufzulockern und Interesse zu wecken.
Wie du ein Gespräch beginnst, das Lust auf mehr macht
Einleitung: Der Moment, der alles verändern kann
Stell dir vor, du bist mitten im Tag – vielleicht auf dem Weg zu einem Termin, die Kinder schreien im Hintergrund oder du wühlst gerade in der Garage nach etwas für deine Frau. Das Telefon klingelt, eine unbekannte Nummer. „Hallo?“, sagst du, halb genervt, halb neugierig. Genau diesen Moment haben Oliver und ich kürzlich in einem Online-Workshop trainiert. Thomas, einer der Teilnehmenden, schilderte uns, wie Oliver ihn mal erwischt hat: „Ich war auf dem Sprung zu einer Veranstaltung, Chaos pur – und trotzdem blieb ich dran.“ Warum? Weil Oliver mit ruhiger Stimme sagte: „Thomas, nach allem, was ich sehe, machst du mit deinem Team einen richtig guten Job.“ Kein Verkaufsgeschwätz, sondern ein ehrliches Lob – und schon war Thomas dabei.
Später im Workshop hat Jonas erzählt, wie er oft Anrufe abwimmelt: „Wenn ich höre, dass jemand nur abspult, lege ich auf.“ Das kennen wir alle – und genau deshalb wollen Oliver und ich anders rangehen. Mir ist bewusst, dass ich mit einem Anruf in deinen Tagesablauf eingreife – du hast wahrscheinlich schon drei Calls dieser Art hinter dir. Mein Ziel? Dir zunächst eine Freude machen, dich neugierig machen, dass du denkst: „Moment, das ist anders.“ Dafür gibt’s vier Phasen, die wir nutzen – und die du ausprobieren kannst. Es geht um Haltung (State), Struktur (Structure) und Inhalt (Content), in dieser Reihenfolge. Bereit? Dann lass uns loslegen.
Querverweis: Wenn du mehr darüber erfahren willst, wie Worte wie „Ja“ in solchen Momenten wirken, schau dir meinen Artikel „Ja – ein Wort mit Geschichte und Wirkung“ an.
Phase 1: Recherche – Vorbereitung als Türöffner
Bevor du die Nummer wählst, lohnt sich ein Blick hinter die Kulissen. Oliver hat Thomas mit einem gezielten Lob zu seinem Team überrascht, weil er kurz auf dessen Website geschaut hatte. Ich gehe oft weiter: Ich suche News, Projekte, sogar Social-Media-Posts – alles, was ich nutzen kann, um einen persönlichen Einstieg zu finden. Du könntest z. B. sehen, dass Müller & Co. den Nachhaltigkeitspreis gewonnen hat, oder dass sie gerade einen neuen Standort eröffnet haben. Das ist dein Türöffner – und zeigt, dass du nicht blind anrufst, sondern ein Angebot hast, das passt.
Simulation aus dem Workshop:
- Oliver: „Hallo Herr Kramer, ich sehe, Sie leiten die Instandhaltung bei Müller & Co. – 100 Leute, das ist ja eine starke Truppe!“
- Herr Kramer: „Ja, wir haben ein gutes Team hier.“
- Oliver: (Tür ist auf – jetzt kann’s weitergehen)
Kreative Simulation mit Guerilla-Twist:
- Du: „Hallo Frau Meier, ich habe gehört, Müller & Co. hat heimlich die besten Kaffeepausen der Branche – stimmt das?“
- Frau Meier: „Haha, woher wissen Sie das denn?“
- Du: „Ein kleiner Vogel aus Ihrem letzten Team-Post auf LinkedIn – wie kriegen Sie das mit so einem großen Team hin?“
- Frau Meier: „Na ja, wir legen Wert auf die kleinen Dinge.“
- Du: (Mit einem Augenzwinkern ins Gespräch gestartet – jetzt kannst du tiefer gehen)
Querverweis: Wie du solche Infos klar strukturierst, erfährst du in „Das Pyramidenprinzip“.
Phase 2: Eröffnung – Mit dem ersten Satz punkten
Der erste Satz ist entscheidend – hier kannst du die andere Person ins Rampenlicht stellen. Im Workshop hat Lisa gelernt, nicht mit „Wir machen Ladesäulen“ anzufangen, sondern den Fokus umzudrehen. Oliver macht’s vor: Er startet mit einer Musterunterbrechung, etwas Unerwartetem, das aus der Reihe tanzt. Ich liebe es, ein ehrliches Lob einzubauen – das kommt an, wenn es echt ist. Dein Job? Aufmerksamkeit schaffen und dann die Stille aushalten, bis der andere antwortet.
Simulation aus dem Workshop:
- Christian: „Hallo Herr Becker, nach allem, was ich gesehen habe, machen Sie bei Becker GmbH einen verdammt guten Job.“
- Herr Becker: „Danke, ja, wir versuchen unser Bestes.“
- Christian: (Interesse geweckt – jetzt läuft’s)
Kreative Simulation mit Guerilla-Twist:
- Du: „Hallo Herr Schmidt, ich wette, Ihre Spedition hat den stillsten Elektro-LKW weit und breit – oder irre ich mich?“
- Herr Schmidt: „Haha, still vielleicht nicht, aber wir sind dran.“
- Du: „Das habe ich mir fast gedacht, als ich Ihren Post über die neue Flotte gesehen habe – wie läuft das so?“
- Herr Schmidt: „Ganz gut, wir testen gerade.“
- Du: (Provokant und spielerisch reingekommen – jetzt kann der Dialog fließen)
Querverweis: Wie du mit Sprache bewusst unterbrichst, zeigt „Transformationsgrammatik – Tilgungen, Verzerrungen und Generalisierungen“.
Phase 3: Durchführung – Ein Dialog entsteht
Wenn der andere antwortet, biete ihm Raum zum Reden. Jonas hat im Workshop erst gesagt: „Wir bieten Ladesäulen, brauchst du was?“ – zu direkt, zu geschlossen. Wir haben’s umgestellt auf eine Frage, die einlädt: „Habe ich das richtig gesehen, dass Becker GmbH auf Elektromobilität setzt?“ Das macht es leicht, mit „Ja, wir testen E-LKWs“ zu antworten – und schon bist du im Gespräch. Hör zu, hak nach, spiel den Ball zurück. Mit etwas Mut kannst du hier auch unerwartete Wendungen einbauen, die den Dialog lebendig halten.
Simulation aus dem Workshop:
- Christian: „Habe ich das richtig gesehen, dass Sie sich bei Becker GmbH mit CO2-Neutralität beschäftigen?“
- Herr Becker: „Ja, das ist ein Thema bei uns.“
- Christian: „Spannend – was treibt Sie da an?“
- Herr Becker: „Wir wollen zukunftsfähig bleiben.“
- Christian: (Jetzt gibt’s einen Faden zum Weiterspinnen)
Kreative Simulation mit Guerilla-Twist:
- Du: „Habe ich das richtig gesehen, dass Sie bei Ihrer Spedition heimlich die Elektro-Revolution starten?“
- Herr Schmidt: „Na ja, so heimlich nicht – wir haben zwei E-LKWs.“
- Du: „Zwei schon? Dann sind Sie ja quasi die Rockstars der Logistik – wie fühlt sich das an?“
- Herr Schmidt: „Haha, naja, es ist noch Arbeit, aber cool.“
- Du: (Mit Humor und Schwung drin – jetzt kannst du vertiefen)
Querverweis: Wie du Dialoge geschickt lenkst, erfährst du in „Gespräche mit Konfliktpotential“.
Phase 4: Abschluss – Den nächsten Schritt anbieten
Irgendwann kommt der Punkt, an dem der andere sagt: „Schick mir mal was zu.“ Hier kannst du entscheiden, was zu dir passt. Thomas meinte im Workshop: „Ich schick nichts – lass uns erst reden.“ Oliver hat’s anders gelöst: „Wir wissen doch beide, dass das zu nichts führt – wie wär’s mit einem Call nächste Woche?“ Beides sind Möglichkeiten, Verbindlichkeit zu schaffen, ohne zu drängeln. Mit etwas Guerilla-Flair kannst du das sogar verspielt angehen – Hauptsache, es fühlt sich echt an. Üb den Satz ein paar Mal laut, bis er dein Stil ist.
Simulation aus dem Workshop:
- Herr Becker: „Schicken Sie mir mal was zu.“
- Oliver: „Ich bin fast versucht, das zu machen, aber ich weiß aus Erfahrung, dass das nichts bringt – wie wär’s mit einem kurzen Call?“
- Herr Becker: „Okay, könnte gehen.“
- Oliver: (Nächster Schritt ist drin)
Kreative Simulation mit Guerilla-Twist:
- Herr Schmidt: „Schicken Sie mir mal was.“
- Du: „Ich könnte Ihnen jetzt ’ne fancy PDF schicken, aber ehrlich – wir wissen doch beide, dass die im Spam-Ordner landet. Wie wär’s, wenn wir stattdessen ’nen Kaffee trinken und ich Ihnen die zwei besten Ideen für Ihre E-Flotte verrate?“
- Herr Schmidt: „Haha, Kaffee klingt gut. Wann?“
- Du: „Dienstag um 10 – passt das?“
- Herr Schmidt: „Ja, abgemacht.“
- Du: (Mit Charme und Witz zum Termin – erledigt)
Querverweis: Mehr zu Verbindlichkeit findest du in „Wenn genug gesagt ist.“
Checkliste: Dein Leitfaden für den Gesprächsstart
Hier ist eine ausführliche Checkliste, die dir hilft, dich in der Reihenfolge State, Structure, Content vorzubereiten – mit deinen Punkten im Fokus:
- State (Innere Haltung):
- Check deine Haltung: Bist du entspannt, offen, bereit, dem anderen etwas Positives zu geben?
- Denk dran: Du greifst in den Tagesablauf eines anderen ein – er oder sie hat vielleicht schon zig Anrufe abgewehrt.
- Setz dir als Ziel, eine Freude zu machen – z. B. mit einem Lob, das überrascht und gut tut.
- Structure (Struktur):
- Recherchiere gründlich: Schau auf Websites, News, Social Media – finde etwas, das du positiv hervorheben kannst (z. B. ein Projekt, ein Erfolg).
- Überleg dir eine Musterunterbrechung: Statt „Ich bin Christian“ könntest du mit „Ich wette, du bist der heimliche Star bei X“ starten.
- Bereite dialogorientierte Fragen vor: „Wie läuft das bei dir mit Y?“ oder „Was hat dich dazu gebracht, Z anzugehen?“ – leicht zu beantworten, mit gutem Gefühl.
- Content (Inhalt):
- Formuliere ein ehrliches Lob aus deiner Recherche: „Nach allem, was ich sehe, machst du bei Z einen tollen Job.“
- Plane einen Einstieg, der neugierig macht: Beobachtung oder Kompliment, das den anderen ins Rampenlicht stellt.
- Halte eine offene Frage bereit, die zum Weiterreden einlädt: „Wie hast du das mit X so hingekriegt?“ – das öffnet den Dialog.
Praxis-Tipp: Einfach mal loslegen – mit Mut
Such dir ein paar Kontakte, bei denen nichts Großes auf dem Spiel steht – z. B. kleinere Firmen wie Umzugsunternehmen, die wir im Workshop besprochen haben. Probier die Phasen aus, scheiter ruhig mal – das gehört dazu. Lisa und Jonas waren erst skeptisch: „Kaltakquise? Nicht unser Ding.“ Aber nach ein paar Anrufen mit Recherche und einem lockeren Einstieg hat’s gefunkt. Du kannst das auch – trau dich, etwas auszuprobieren, vielleicht sogar mit einem Guerilla-Twist. Es braucht nur Übung, bis es dein Stil wird.